Ferrari Elettrica: Erstes Elektroauto kommt mit Formel-1-DNA

09.10.2025

Ferrari bringt mit dem Elettrica seinen ersten Elektro-Sportwagen – mit Formel-1-Technik, 800 kW Leistung und echtem Klang statt künstlichem Sound.

Ferrari ElettricaAuf das Design des Ferrari Elettrica müssen wir noch warten, doch die technischen Daten wurden nun bekannt gegeben.

Foto: Ferrari

Wenn Ferrari ein Elektroauto baut, darf man sicher sein: Hier geht es nicht nur um Reichweite, Ladezeiten oder Batteriekapazität. In Maranello war Technik nie bloß Mittel zum Zweck – sie soll berühren, klingen, atmen. Der Ferrari Elettrica ist das erste rein elektrische Serienmodell der Marke, und schon jetzt ist klar: Er trägt die DNA von zwei Jahrzehnten Formel-1-Erfahrung in sich. Über 60 neue technische Lösungen sind patentiert. Alles, was den Wagen antreibt, lenkt oder stabilisiert, stammt aus Ferraris eigener Entwicklungsabteilung.

Aluminium, Adrenalin und Verantwortung

Das Fundament des Elettrica bildet eine komplett neue Plattform, die zu 75 % aus recyceltem Aluminium besteht. Sie ist leicht, steif – und vor allem nachhaltig gedacht. Diese Basis verschafft den Ingenieur*innen mehr Freiheit als bei einem Verbrenner. Denn die Batterie ist kein zusätzlicher Fremdkörper, sondern Teil des tragenden Rahmens.

Mit einer Energiedichte von 195 Wh/kg und rund 800 Volt Spannung liefert sie Leistung auf Formel-1-Niveau. Alle Module sitzen tief im Fahrzeugboden, zwischen Vorder- und Hinterachse. Das senkt den Schwerpunkt um rund 80 Millimeter im Vergleich zu einem ähnlichen Modell mit Benzinmotor. Der Effekt: mehr Stabilität, besseres Crashverhalten und ein Fahrgefühl, das Ferrari selbstbewusst in die Nähe seiner Mittelmotor-Ikonen rückt.

Der Akku selbst wurde im Werk in Maranello entwickelt. Er hat eine Kapazität von 122 kWh und erreicht eine volumetrische Energiedichte von fast 280 Wh/L – ein Spitzenwert für Serienfahrzeuge. Gefertigt wird er aus 15 Modulen mit insgesamt 210 Zellen des koreanischen Herstellers SK. Dreizehn davon liegen tief im Boden, zwei unter der Rückbank. So bleibt Platz und Balance im Innenraum erhalten.

Fahrgefühl wie im Rennwagen

Die Gewichtsverteilung liegt bei 47 % vorn und 53 % hinten – fast ideal für einen Sportwagen. Diese Balance sorgt dafür, dass der Elettrica Kurven eher schneidet als fährt. Vorn arbeitet ein Synchronmotor mit 210 kW Leistung und bis zu 3500 Nm Drehmoment. Hinten kommt eine Einheit mit 620 kW und 8000 Nm dazu.

Damit kratzt der Elettrica an der 1100-PS-Marke, auch wenn Ferrari offiziell noch keine Zahl nennt. Jedes Rad wird einzeln geregelt. Das System nennt sich Torque Vectoring – es verteilt die Kraft millisekundengenau, um Traktion und Kurvendynamik zu optimieren.

Wird die Vorderachse nicht gebraucht, etwa beim Cruisen, wird sie entkoppelt, um Energie zu sparen. Innerhalb von 500 Millisekunden ist sie wieder aktiv – schnell genug, um den Fahrer*innen das Gefühl zu geben, auf jeder Strecke perfekt verbunden zu sein.

 

Klang statt künstlichem Krach

Elektroautos sind leise. Ferrari wollte das nicht ändern, aber gestalten. Anstelle künstlicher Motorsounds setzen die Ingenieur*innen auf den echten Klang der Elektromotoren. „Wie eine E-Gitarre, deren Klang durch einen Verstärker geformt wird“, beschreibt Ferrari das Konzept. Unerwünschte Frequenzen werden über ein System namens Order Noise Cancellation herausgefiltert.

So entsteht ein Klangbild, das auf die Fahrweise reagiert – sanft bei ruhiger Fahrt, spitz und metallisch, wenn es sportlich wird. Der Fahrer oder die Fahrerin soll hören, was im Auto passiert – nicht etwas, das ein Computer vorgaukelt.

Antrieb des Ferrari Elettrica

Der Antrieb des Ferrari Elettrica steckt voller Formel-1-Technik: Zwei eigens entwickelte Elektromotoren liefern zusammen über 800 kW Leistung .

Foto: Ferrari

Digitales Feingefühl und mechanische Präzision

Das 48-Volt-Fahrwerk ist eine Weiterentwicklung des Systems aus dem SUV Purosangue. Es reagiert in Echtzeit auf Fahrbahnunebenheiten, überwacht die Öltemperatur in den Stoßdämpfern und passt die Dämpfung für jedes Rad individuell an. Selbst die Hinterräder lenken mit – um bis zu 2,15 Grad. Das macht den Wagen wendiger in der Stadt und stabiler bei hoher Geschwindigkeit.

Über das sogenannte eManettino-System können Sie verschiedene Fahrmodi aktivieren: von „Range“ für maximale Effizienz bis „Performance“ für maximale Dynamik. Die bekannten Schaltpaddles haben ebenfalls eine neue Rolle: Mit dem rechten lässt sich die Drehmomentstufe erhöhen, mit dem linken die Bremswirkung – Ferrari nennt das „Torque Shift Engagement“.

Schnelles Laden, begrenzte Ambitionen

Der Akku lässt sich dank 800-Volt-Technik mit bis zu 350 kW laden. Unter idealen Bedingungen fließen in 20 Minuten genug Elektronen für 300 Kilometer Reichweite. Insgesamt soll der Elettrica mit einer Batterieladung mehr als 530 Kilometer schaffen.

Trotzdem bleibt Ferrari beim Ausbau der Elektromobilität vorsichtig. Ursprünglich sollten 40 % aller Modelle bis 2030 elektrisch fahren. Nun spricht das Unternehmen von 20 %. Die Marke will offenbar nicht alles auf eine Karte setzen – zumindest nicht auf die elektrische.

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