DB und Siemens entwickeln H2-System für die Schiene

23.11.2020

Die Deutsche Bahn und Siemens Mobility bereiten den Testlauf eines Wasserstoff-Systems auf der Schiene vor. Erprobt werden soll im Jahr 2024 ein H2-Zug mit bis zu 600 Kilometern Reichweite und eine neu konzipierte Wasserstoff-Tankstelle im Raum Tübingen.

Vorgesehen haben die Partner einen einjährigen Probebetrieb zwischen Tübingen, Horb und Pforzheim. Dieser soll zu dem langfristigen Ziel beitragen, Dieseltriebzüge im Regionalverkehr durch Wasserstoff-Exemplare zu ersetzen.

Die Vorbereitungen sind umfänglich: Siemens Mobility wird den Wasserstoffzug auf Basis des Regionaltriebzugs Siemens Mireo Plus bauen. Die Deutsche Bahn kreiert ihrerseits eine Tank-Infrastruktur und rüstet eines ihrer Instandhaltungswerke so um, dass der H2-Zug dort gewartet werden kann. Offiziell trägt das Verbundförderprojekt den Namen „H2goesRail“. Gefördert wird es vom Ministerium für Verkehr in Baden-Württemberg und vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur via das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP 2).

Zunächst zum geplanten H2-Zug namens Mireo Plus H: Das Modell wird als zweiteilige Version mit einem neu zu entwickelnden Wasserstoffantrieb ausgerüstet und soll dann ebenso leistungsfähig sein wie elektrische Triebzüge. Die Reichweite beziffert die Deutsche Bahn auf 600 Kilometer – abhängig von den betrieblichen Einsatzbedingungen wie der Jahreszeit oder der Strecke. Eine dreiteilige Zug-Variante könne bis zu 1000 Kilometern erreichen, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung. Als Merkmale des Mireo Plus H führt die DB ansonsten eine Antriebsleistung von 1,7 MW für bis zu 1,1 m/s² Beschleunigung, eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h und vergleichsweise niedrige Lebenszykluskosten an.

Die Deutsche Bahn entwickelt parallel eine neuartige H2-Tankstelle. Der Wasserstoff wird in Tübingen von DB Energie mit Hilfe von Ökostrom produziert. Betankt werden können soll der Zug dank eines innovativen Verfahrens in nur 15 Minuten – analog zur Betankung von Dieselzügen. „Das ist ein wichtiger Aspekt angesichts der eng getakteten Zugfolgen im Regionalverkehr der DB. Damit wird die Wasserstofftechnologie im Betriebsalltag konkurrenzfähig zum bisher verwendeten Dieselkraftstoff“, heißt es aus der Konzernzentrale. Zur Wartung des Mireo Plus H wird zudem die Werkstatt von DB Regio in Ulm auf die Instandhaltung von Wasserstofftriebzügen umgerüstet.

2024 wird der H2-Zug dann ein Jahr lang zwischen Tübingen, Horb und Pforzheim im Probebetrieb unterwegs sein. Vorgesehen sind etwa 120.000 Kilometer planmäßiger Bahnbetrieb. Die Strecke eigne sich besonders wegen der für den Regionalverkehr beispielhaften Taktung des Fahrplans und der abwechslungsreichen Topografie, so die Partner.

„Mit diesem Projekt beweisen wir einmal mehr, dass die Deutsche Bahn nicht nur ein Mobilitäts-, sondern auch ein Technologiekonzern ist”, äußert Prof. Sabina Jeschke, DB-Vorstand für Digitalisierung und Technik. „Dass wir den Wasserstoff vor Ort aus Ökostrom herstellen und den Zug so schnell wie einen Dieselzug betanken werden, zeigt: Die klimafreundliche Verkehrswende ist möglich. Wir müssen den Verbrauch fossiler Kraftstoffe auf null bringen. Nur so kann die DB im Jahr 2050 klimaneutral sein. Dann werden wir kein einziges Fahrzeug mehr mit konventionellem Diesel betreiben.“